(competition announcement in English)
1925 erscheint im MALIK-Verlag Berlin unter dem Titel „ Die Kunst ist in Gefahr“ ein kleiner Band mit Aufsätzen und Zeichnungen von George Grosz in Zusammenarbeit mit Wieland Herzfelde. Im von Grosz als Auseinandersetzung mit Kunst, ihrer Produktion und ihrem Produzenten in der bürgerlichen Gesellschaft verfassten Aufsatz „Statt einer Biografie“ heißt es:
„die Wirklichkeit, ach, sie ist häßlich, ihr Getöse stört den zarten Organismus unserer harmonischen Seelen.“
Es ist das diesjährige Wettbewerbsmotto unseres Kunstwettbewerbs mit seinen drei Kategorien Foto, Film und Collage.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Aufsatzes ist der am 26.07.1893 in Berlin als Georg Ehrenfried Groß geborene George Grosz bereits als einer der bissigsten künstlerischen Chronisten der Weimarer Republik über Deutschland hinaus bekannt. Mitten im I. Weltkrieg gründete er gemeinsam mit John Heartfield die Grosz-Heartfield-Werke, publizierte im Malik seiner ersten Mappenwerke und gehörte 1920 zu den Protagonist:innen der 1. DADA-Messe in Berlin. In der ersten Hälfte der 20er Jahre entstehen mit harten Strich, pointiert und zuspitzend eine kaum zu überblickende Zahl von Arbeiten der Auseinandersetzung mit den herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen, gegen soziale Ungerechtigkeit, gegen Krieg und Hunger. Früh verdeutlich Grosz die Gefahren des aufkommenden Faschismus und dessen Protagonisten Adolf Hitler. Seine Produktivität kann auch nicht durch Verbote, Zensur und Gerichtsverfahren gestoppt werden. So bleibt es bis in den Anfang des Jahres 1933. Die Machtübernahme der NSDAP allerdings erlebt Grosz bereits im amerikanischen Exil. Dies rettet ihm letztlich das Leben.
Das Grosz und sein Werk können nicht erschlossen werden, ohne das Wissen um sein politisches Engagement. Unter dem Eindruck der Novemberrevolution von 1919 tritt er der KPD bei. 1921 gehört Grosz zu den Erstunterzeichnern des von Willi Münzenberg initiierten Aufrufs zur „Hilfe für Sowjetrussland“ und damit Mitbegründer der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH), der er bis zu seiner Emigration in die USA verbunden bleibt und auf dessen Zustimmung Münzenberg bei seinen Initiativen immer wieder zählen konnte. Dies ist auch 1922 der Ausgangspunkt für seine Reise nach Sowjetrussland. Hier nimmt er am 4. Weltkongress der Komintern teil. Zu diesem Zeitpunkt beginnt auch eine breite Rezeption seiner Kunst in der Sowjetunion, die Mitte der dreißiger Jahre im Zuge der stalinischen Kulturpolitik jäh abricht. Ab 1924 war er Vorsitzender der „Roten Gruppe. Vereinigung kommunistischer Künstler“ und stellt über Jahre Arbeiten für die politische Arbeit zur Verfügung.
Das Exil, die weltpolitischen Vorgänge des Vorkriegs der dreißiger Jahre mit zunehmender Faschisierung, der Stalinisierung der Sowjetunion und insbesondere der Beginn II. Weltkriegs mit seinen Auswirkungen verändern für Grosz vieles. Einerseits kann er – seit 1938 US-amerikanischer Staatsbürger – weiter künstlerisch arbeiten und andererseits bestätigen die Entwicklungen die düstersten, seiner Vorahnungen. Das verändert seine Sicht auf die organisierte kommunistische Bewegung, der er einst angehörte, und die stalinistische Sowjetunion. Auch das Land seines Exils verändert sich, insbesondere nach dem Ende zweiten Weltkriegs mit dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki sowie der beginnenden McCarthy-Ära. All das prägt seine Arbeit und sein Leben bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland 1959. Hier bleibt nur eine kurze Zeit bis zu seinem Tod am 06.07.1959 in seiner Stadt Berlin, in der er geboren wurde, die ihn geprägt hat und deren Gesicht er berühmt machte.
Seit Frühjahr 2022 gibt es in der Bülowstraße 18 in Berlin Das Kleine Grosz Museum (DKGM), zu dessen Förder:innen auch das Münzenberg Forum gehört. In wechselnden Ausstellungen widmet sich das Museum den vielfältigen bekannten und teilweise unbekannten Facetten im künstlerischen Schaffen des politischen Künstlers Grosz.
Sein 130. Geburtstag ist Anlass, George Grosz in das Zentrum des diesjährigen, achten Kunstwettbewerb des Münzenberg Forums zu stellen. Die Ergebnisse des Kunstwettbewerbs werden am FMP1, an der Schnittstelle zwischen den beiden Sonderausstellungen im DKGM „The Grey Man Dances“ (die „Stick Men“-Arbeiten) und „A Piece of my World in al World without Peace“ (Die Collagen) gezeigt.
Das MÜNZENBERG FORUM BERLIN erwartet in den einzelnen Kategorien Einsendungen, die sich mit den jeweiligen Stilmitteln im Kontext des Themas mit heutigen gesellschaftspolitischen Verhältnissen und Entwicklungen auseinandersetzen. Einsendeschluss für alle drei Kategorien ist der 07. August 2023. Wir vergeben in jeder Kategorie ein Preisgeld von bis zu 5.000 €, über dessen Aufteilung eine Jury entscheidet.
Die Arbeiten aller Preisträger*innen zeigen wir in einer Ausstellung vom 29. September 2023 bis zum 12. November 2023, im Foyer des FMP1 (Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin). Zusätzlich werden die Beiträge der Gewinner*innen auf der Internetseite, sowie in den Social-Media-Kanälen des MÜNZENBERG FORUMS BERLIN und in einer Beilage zur Dokumentation publiziert.
Zum Hintergrund des Wettbewerbs (Background information in English)
WETTBEWERB FOTOGRAFIE: „BENÜTZE FOTO ALS WAFFE“
Der Fotowettbewerb wendet sich an alle Fotograf*innen im In- und Ausland, die zum 01.04.2023 das vierzigste Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Eingereicht werden können bis zu drei Einzelbilder oder eine in sich konsistente Serie/Reportage von bis zu acht Bildern. Die Einsendung muss bis zum 07. August 2023 direkt an foto@muenzenbergforum.de oder via einer Fileshare-Plattform (z.B. wetransfer.com) gesendet werden. Die Bilder müssen als hochauflösende jpegs mit einer Kantenlänge (lange Seite) von 3500 Pixeln angelegt sein. Sendet keine PDFs! In der Bewerbung sollten zusätzlich die Titel der Fotos, das Entstehungsjahr der Bilder, eine Erläuterung der Arbeit auf maximal einer A4-Seite mit Bezug zum Wettbewerbsmotto, sowie ein, die künstlerische Entwicklung aufzeigender Lebenslauf enthalten sein. Fotocollagen nehmen bitte am Collagewettbewerb teil.
Eine Auswahl der Bilder der Gewinner*innen wird auf der Internetseite des MÜNZENBERG FORUMS BERLIN, sowie seinen Social-Media-Kanälen zur Dokumentation publiziert. Zusätzlich planen wir eine Beilage mit den Arbeiten der Gewinner*innen. Welche Werke veröffentlich werden, wird in Absprache mit den Fotograf*innen bestimmt.
WETTBEWERB FILM: „ERORBERT DEN FILM“
Der Filmwettbewerb wendet sich an alle Filmer*innen im In- und Ausland, die zum 01.04.2023 das vierzigste Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Eingereicht werden kann ein Film mit einer Länge von maximal 30 Minuten. Dieser muss bis zum 07. August 2023 direkt an film@muenzenbergforum.de oder via einer Fileshare-Plattform (z.B. wetransfer.com) gesendet werden. Der Film sollte über eine HD-Auflösung (720p oder höher) verfügen. Gewünschte Dateiformate sind mp4, wmv, avi und mov. In der Bewerbung sollte der Titel des Films, das Erscheinungsjahr, eine Erläuterung der Arbeit auf maximal einer A4-Seite mit Bezug zum Wettbewerbsmotto, sowie ein, die künstlerische Entwicklung aufzeigender Lebenslauf enthalten sein.
Die Filme werden bei der Preisverleihung gezeigt und auf der Internetseite des MÜNZENBERG FORUMS BERLIN, sowie seinen Social-Media-Kanälen zur Dokumentation publiziert. Hierfür wird mindestens ein Trailer des Films benötigt. Außerdem zeigen wir die Filme im Rahmen der Ausstellung. Zusätzlich planen wir eine Beilage mit den Arbeiten der Gewinner*innen. Hierfür werden Stils aus dem Film benötigt.
WETTBEWERB COLLAGE: „NEHMT SCHEREN“
Der Collagewettbewerb wendet sich an alle Künstler*innen im In- und Ausland, die zum 01.04.2023 das vierzigste Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Eingereicht werden können bis zu drei Einzelwerke oder eine Serie von fünf Werken. Ein hochauflösendes Foto der Arbeit muss bis zum 07. August 2023 direkt an collage@muenzenbergforum.de oder via einer Fileshare-Plattform (z.B. wetransfer.com) gesendet werden. In dieser Kategorie des Wettbewerbs können Kunstwerke der Bild- und Fotomontage, sowie der Collage eingebracht werden. Nicht zugelassen sind plastische Collagen/Montagen und Bildhauerei. In der Bewerbung sollten zusätzlich die Titel der Werke, das Entstehungsjahr, eine Erläuterung der Arbeit auf maximal einer A4-Seite mit Bezug zum Wettbewerbsmotto, sowie ein, die künstlerische Entwicklung aufzeigender Lebenslauf enthalten sein.
Bilder der Werke der Gewinner*innen werden auf der Internetseite des MÜNZENBERG FORUMS BERLIN, sowie seinen Social-Media-Kanälen zur Dokumentation publiziert. Zusätzlich planen wir eine Beilage mit den Arbeiten der Gewinner*innen. Welche Werke veröffentlich werden, wird in Absprache mit den Künstler*innen bestimmt. Für die Präsentation der premierten Arbeiten ist das Originalkunstwerk oder eine gute Reproduktion zu übersenden.
Rechtliches (gültig für alle drei Kategorien)
1) Alle Teilnehmer*innen des Wettbewerbs versichern, dass sie über alle Urheberrechte am eingereichten Beitrag (Text, Bild, Foto etc.) verfügen, dass der Beitrag frei von Rechten Dritter und die Darstellung von Personen und/oder Unternehmen keine Persönlichkeitsrechte Dritter verletzt.
2) Die Teilnehmer*innen machen den Veranstalter des Wettbewerbs von allen Haftungsansprüchen frei, die auf eine Verletzung der Urheberrechte in Punkt 1 beruhen.
3) Der Veranstalter des Wettbewerbs wahrt die Bild- und Verwertungsrechte der Teilnehmer*innen. Er behält sich vor, Wettbewerbsbeiträge honorarfrei im Rahmen des Wettbewerbs auf den Webseiten, social media-Kanälen des Veranstalters, sowie in einer Beilage zu veröffentlichen. Es besteht kein Unterlassungsanspruch gegen den Veranstalter durch die Teilnehmer*innen.
4) Eingereichte Beiträge und Daten werden zum Zweck der Wettbewerbsdurchführung gespeichert. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben. Teilnehmer*innen, die ein Preisgeld erhalten, werden wir im Rahmen des Wettbewerbsergebnisses auf den Webseiten und social media-Kanälen des Veranstalters mit ihrem (Künstler*innen)Namen und gegebenenfalls einer Webpräsenz veröffentlicht.
5) Postalisch eingereichte Beiträge können nicht zurückgesendet werden.
Der Rechtsweg für den Wettbewerb ist ausgeschlossen.
Datenschutz (gültig für alle drei Kategorien)
Angegebene, personenbezogene Teilnehmer*innendaten werden ausschließlich zur Durchführung dieses Wettbewerbs und dem Kontaktieren der Gewinner*innen gespeichert, verarbeitet und genutzt. Eine darüber hinausgehende Weitergabe dieser Daten an Dritte erfolgt nicht.