Die Tropische Moderne im Projekt bau1haus – Ein Vortrag
Seinen Anfang nahm das Projekt bau1haus vor rund 15 Jahren im Osten Afrikas. Der Berliner Fotograf Jean Molitor dokumentierte in Bujumbura, der damaligen Hauptstadt von Burundi, vom Abriss bedrohte Häuser. Es entstand eine erste Ausstellung, die zur Rettung einiger Häuser führte. Und es formte sich die Projektidee, weltweit – rund um den Äquator – Häuser der Moderne zu fotografieren. Viele der Bauten sind aktuell bedroht durch Verfall, Vernachlässigung oder Investitionsdruck.
Ziel des Berliner Fotografen ist es, nicht nur ein Bildarchiv der Architektur der Moderne zu erstellen, sondern auch die Bauwerke von ihrer spannenden Seite ins Bild zu setzen. Ausgelöst von einer leicht erhöhten Position scheinen die Gebäude mit ihren klaren Linien, den geschwungenen Fassaden und gläsernen Ecken beinahe zeitlos zu schweben. Seine heute einzigartige Motivsammlung erlaubt es einer breiten Öffentlichkeit, den Bauten der Moderne weltweit nachzuspüren. Perfekte Architektur wird hier zum Sehnsuchtsmotiv, die Formensprache dominiert über Länder und Regionen und macht damit Bauten rund um den Äquator sichtbar und vergleichbar.
Doch gerade bei der so genannten „tropischen Moderne“ darf auch die Entstehung der Bauten in ihrem politischen Kontext nicht vergessen werden. Oftmals sind die Häuser nicht nur Zeugnisse der Moderne, sondern auch des Kolonialismus. Wer plante die Häuser, wer erbaute sie und für wen? Es besteht ein starker Widerspruch zwischen Bildästhetik und Baugeschichte. Ein Widerspruch, der unauflöslich scheint. Doch gibt es hier nicht sogar Gemeinsamkeiten zu anderen bedeutenden Werken der Kulturgeschichte, wie den ägyptischen Pyramiden oder den barocken Schlossanlagen? Was bedeutet die „tropische Moderne“ als Welterbe?
Die Architekturhistorikerin Dr. Kaija Voss, die das Projekt bau1haus seit 2016 wissenschaftlich begleitet, gibt Auskunft. Sie skizziert die Hintergründe einiger der in der Ausstellung gezeigten Bauten und ihrer Architekten, sie beschreibt das Projekt bau1haus und seine Ziele.
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung Die Tropische Moderne – Wie jene Architektur den Äquator erreichte? statt. Die Bilderschau von Jean Molitor ist noch bis zum 11.02.2024 im Foyer des FMP1 zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Erstellt am: 2.01.2024
zuletzt geändert am: 16.01.2024