Willi Münzenberg publiziert den offenen Brief eines „Helden der Sowjetunion“

26. April 1940
chronik  

Paris: Unter der Überschrift „Deutsche Arbeiterbriefe. Ein Toter klagt an!“ lässt MÜNZENBERG in deutscher Sprache den offenen Brief Fedor Raskol’nikovs publizieren. Noch vor dem Pakt mit Hitler zählte er Stalins Verbrechen auf:

„Du folgtest dem Beispiel Hitlers und hast die mittelalterlichen Buchverbrennungen auferstehen lassen. Ich habe mit meinen eigenen Augen die lange Liste gesehen, die an alle Sowjet-Bibliotheken gesandt wurde und die die Werke aufzählte, die sofort zu vernichten seien. (…) Du bliebest kalt angesichts des Schicksals der jüdischen Arbeiter, Intelligenz und Handwerker, die vor der faschistischen Barbarei fliehen mussten. Du schliesst die Türen Deines Landes, das in seiner unendlichen Ausdehnung mit Leichtigkeit Tausende von Flüchtlingen unterbringen könnte. (…) Dein wahnsinniges Bachanal kann nicht mehr lange dauern. Die Liste Deiner Verbrechen ist endlos. Endlos ist auch die Liste Deiner Opfer (…) Früher oder später wird Dich das Volk Sowjetrusslands auf die Anklagebank setzen und es wird Dich beschuldigen, ein Verräter des Sozialismus und der Revolution zu sein, der Hauptsaboteur, der wahre Feind, der Organisator von Hunger und Meineid!“ (Paris, 17. August 1939).