Die letzten Tage der Menschheit
„Deutschland – Ein Kasernenhof!“ (Kurt Tucholsky). Eine ganze Gesellschaft macht mobil und zieht in den Krieg für Kaiser und Vaterland. Viele verstummen, Anderer werden mitgerissen von der euphorisch-nationalistischen Stimmung. Wie unmenschlich, brutal, verlogen und absurd diese Kriegsbegeisterung ist, notierte Karl Kraus ab 1915. In fünf Akten packt er über 200 lose Szenen: So unwahrscheinlich sie auch scheinen, beruhen sie doch alle auf wahren Gegebenheiten. Eine szenische Lesung über die Wirren dieser Zeit.
Eine Biographie
Karl Kraus wurde am 28. April 1874 im nordböhmischen Gitschin als Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie geboren und wuchs in Wien auf. Dort studierte er an der dortigen Universität zwischen 1892 und 1896 Jura, Philosophie und Germanistik. Aus dieser Zeit stammen bereits die ersten Veröffentlichungen literaturkritischer Art. 1899 tritt er aus der jüdischen Religionsgemeinschaft aus, konvertiert zum Katholizismus, welchem er aber 1923 aus Protest den Rücken kehrt.
Im April 1899 gründet Kraus die Zeitschrift „Die Fackel“, eine satirische Kultur- und Gesellschaftszeitung In den Sonderheften erscheint 1918 / 19 eine vorläufige Fassung des Antikriegsstückes „Die letzten Tage der Menschheit“. Das Heft erscheint bis Februar 1936. Am 12. Juni 1936 stirbt Karl Kraus an den Folgen eines schweren Herzinfarktes in Wien.
Die letzten Tage der Menschheit
Zwischen 1915 und 1922 schrieb und publizierte Kraus sein Mammutwerk „Die letzten Tage der Menschheit“, eine „Tragödie in fünf Akten mit einem Vorspiel und einem Epilog“, wie es hieß. Das Werk entstand unter dem Eindruck des 1. Weltkrieges. Die fünf Akte spiegeln die 5 Kriegsjahre wieder und reflektieren den Verlauf und die Auswirkungen auf die Kriegsentwicklung. Einige Szenen und Akteure kehren immer wieder. Jeder Akt beginnt auf dem Ringstraßenkorso mit den Zeitungsausrufern und fast immer sucht die Frontreporterin Schalek (in unserer Fassung in den beiden Reportern zusammengefasst) nach einer gefühlsträchtigen Story. Kommentiert werden die aktuellen Entwicklungen unter anderem von dem Optimisten und dem Pessimisten. Die über 200 lose zusammenhängende Szenen beruhen auf authentischen Quellen und spiegeln die Absurdität, die menschlichen Abgründe, den Zynismus und die Stimmungsmache dieses Weltkrieges wieder.
Hier finden Sie das Leseskript und das dazugehörige Handout.
Erstellt am: 28.05.2014
zuletzt geändert am: 20.01.2016
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