10 Jahre Lager. Als deutscher Kommunist im sowjetischen Gulag. Ein Bericht
Die Aufzeichnungen von Rudolf Hamburger berichten vom Leben im Gulag, wie es bisher nirgendwo erzählt wurde. Der Bauhausarchitekt trifft, aus der Schweiz kommend und unvorbereitet durch den sowjetischen Exilalltag, auf die Brutalität des stalinistischen Terrors. Die humanistische Überzeugung des Kommunisten kollidiert von einem Tag zum anderen mit der menschenverachtenden Praxis des Regimes. Die Sensibilität des Intellektuellen wiederum erzeugt eine bild- und detailreiche Erzählweise voller Verständnis für Menschen in extremen Situationen.
Rudolf Hamburger, 1903 in Landeshut in Schlesien geboren, studierte Architektur, ehe er für den Geheimdienst der Roten Armee arbeitete, unter anderem in Polen und China. Im Zuge der stalinistischen Säuberungen wurde der überzeugte Kommunist 1943 als vermeintlicher Doppelagent zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt. Erst Jahre nach dem Krieg entließ man ihn in die ukrainische Verbannung, von wo er 1955 in die DDR ausreisen konnte. Dort arbeitete er wieder als Architekt und war vor allem an der Planung Hoyerswerdas beteiligt. Er war mit vielen Intellektuellen befreundet, unter anderem mit Brigitte Reimann, die ihn als »Landauer« in ihr Buch »Franziska Linkerhand« aufnahm. Seine Lagerhaft im Gulag blieb geheim. Erst gegen Ende seines Lebens schrieb er den Bericht nieder. 1980 starb Rudolf Hamburger in Dresden. Über dreißig Jahre nach seinem Tod veröffentlichte sein Sohn das einzigartige Dokument.
Michael (Maik) Hamburger wurde 1931 in Shanghai geboren, studierte Philosophie in Aberdeen, ehe er 1951 in die DDR übersiedelte und ein Physikstudium in Leipzig absolvierte. Er arbeitete als freier Übersetzer und Journalist, von 1966 bis 1996 war er Dramaturg am Deutschen Theater und wurde durch seine Shakespeare-Übersetzungen bekannt. Er ist der gemeinsame Sohn von Rudolf Hamburger und Ursula Kuczynski, die in der DDR unter dem Autorennamen Ruth Werner das bekannte Buch »Sonjas Rapport« veröffentlichte.
Moderation: Dr. Hans Coppi
Eine Veranstaltung der Reihe: „Ich kam als Gast in euer Land gereist…“ Deutsche Hitlergegner als Opfer des Stalinterrors. Familienschicksale 1933 – 1956
Erstellt am: 17.06.2014
zuletzt geändert am: 20.01.2016
Referenten
Michael Hamburger
Location
Salon der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz -Mehring-Platz 1 D-10243 Berlin
Partner / Veranstalter
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