Unsere Preisträger*innen des Kunstwettbewerbs 2020

Time-Out«, 187 × 124cm, C-Print kaschiert auf Plexiglas, 2020

Zum fünften Mal findet unser Kunstwettbewerb in den drei Kategorien Foto, Film und Collage statt. Das diesjährige Motto, ein Zitat aus dem Roman Die Pest von Albert Camus, ist eine Referenz auf die derzeitige Pandemie und lautet Alle waren sich darin einig, dass die Annehmlichkeiten des früheren Lebens kaum mit einem Schlag zurückkehren würden und das es leichter sei zu zerstören, als wieder aufzubauen. Wir präsentieren an dieser Stelle die Preisträger*innen mit ihren Arbeiten.

Insgesamt erreichten uns in allen drei Kategorien 349 Einsendungen, über hundert mehr als im Vorjahr. Aus diesen haben die drei Jurys jeweils ihre Favoriten ausgewählt und das Preisgeld vergeben. Alle Arbeiten sind vom 30. September bis zum 31. Oktober 2020 im Foyer des FMP1 (in der Nähe des Ostbahnhofes) zu sehen. Die Ausstellungseröffnung mit feierlicher Preisverleihung findet ebenfalls am 30. September, um 19 Uhr, im Münzenbergsaal statt. Eine Anmeldung dafür ist erforderlich und wir werden zuerst unsere Gewinner*innen mit Plätzen für Sie und ihre Begleitungen ausstatten.

Erobert den Film -Preis

1. Preis

Der erste Preis in der Kategorie Film geht in diesem Jahr an Verena Hahn für den experimentellen Dokumentarfilm „Deutsche Prepper“. Sie bekommt ein Preisgeld von 1.800 €.
„Deutsche Prepper“ spielt in den Monaten kurz bevor die Krise Wirklichkeit wurde. Der Film geht den Welterfahrungen, Selbstwahrnehmungen und Praxen dreier Prepper nach. Prepping ist ein Lebensstil, in dem Krisen antizipiert und sich ständig darauf vorbereitet wird. Die drei Protagonisten sind sich zwar persönlich noch nie begegnet, doch der Film funktioniert wie ein Raum, in welchem drei Männer jeweils für sich Kompetenz und Führungskraft beanspruchen. Ohne zu urteilen, stellt „Deutsche Prepper“ die Werte in Frage, die in Krisen plötzlich gelten: Kompetenz, Priorisierungen, Stärke, Durchsetzungskraft. Der experimentelle Dokumentarfilm verhandelt darüber hinaus Fragen nach Körper- und Gemeinschaftsgrenzen, Normalität, Vertrauen, und danach, wer das Recht hat, zu führen und zu sprechen.

(Verena Hahn, Deutsche Prepper, 0:49 min, Trailer)

2. Preis

Der zweite Preis, dotiert mit 1400 €, geht an Arash Asadi und Antonia Kilian, die mit ihrem gemeinsamen Film „A Letter from Raqqa“ den syrischen Bürgerkrieg und den Terror von Daesh thematisieren.

(Arash Asadi und Antonia Kilian, A Letter from Raqqa, 1:29 min)

3. Preis

Den dritten Platz und 1000 € erhält Ben Voit für seine Arbeit „Nacht über Kepler“. In seiner Arbeit geht es um die Nacht in einer Stadt, einer Stadt die niemals schläft.

((c) Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF / Ben Voit / 2019, 1:19 min, Trailer)

 

4. Preis

Den vierten Preis gewinnen Camille Tricaud und Franziska Unger für ihren Kurzfilm „Apocalypse Airlines“. Er ist in diesem Jahr mit 500 € dotiert. Der Kurzfilm ist ein „Fake“: eine Werbung für eine fiktive Fluggesellschaft, die uns mit unseren eigenen Widersprüchen konfrontiert.

(Camille Tricaud und Franziska Unger, Apocalypse Airlines, 0:16 min, Trailer)

5. Platz

Den 5. Platz und 300 € erhält Leonard Schmidt für seinen Film „Distance in Between“. George büßt seine Haftstrafe in einem rumänischen Gefängnis. Die Statistiken zeigen, dass mit der Isolation des Straftäters im Gefängnis oft ein Nährboden für eine zukünftige kriminelle Laufbahn geschaffen wird. Wie geht unsere Gesellschaft mit den Menschen um, welche sich nicht an die gesellschaftlichen Regeln gehalten haben?

((c) Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, Leonard Schmidt, Distance in Between, 0:29 min, Trailer)

 

Nehmt Zeitungen, nehmt Scheren -Preis

1. Preis

Gewinnerin unseres Collagewettbewerbs ist Katja Neubert. Sie erhält 1500 € für ihre Arbeit „holobionten“. Der Holobiont ist ein Mischwesen aus vielen Organismen, so auch der Mensch selbst. Die Collage zeigt Grenzfiguren einer unbestimmten Ordnung. Sie sind gewillt den Übergang vom Vertrauten zum Fremden zu vollziehen, in dem Maße sie sich vom Vertrauten zu lösen vermögen und folglich das Fremde ins Eigene integrieren. Hier in widernatürlicher Vereinigung zwischen körperfremd und körpereigen. Diese Arbeit ist ein spielerischer Dialog zwischen entgegengesetzten, sich jedoch ergänzenden Kategorien im Zuge kreativer und destruktiver Prozesse.

holobionten, 2018/2020, 30x60cm, Papier

2. Preis

Der zweite Preis wird in diesem Jahr gleich zweimal vergeben. Ernst Miesgang und das Artistduo Leonid Keller erhalten für ihre Arbeiten jeweils 1000 €.
„Rotting Christ“ heißt die Arbeit von Ernst Miesgang. Entstanden während des Lockdowns ist sie ein Plädoyer für eine Langsamkeit, Einkehr und Reflektion gegen die schnelle, wachstums- und gewinnorientierte Gesellschaft.

Rotting christ, 2020, 205×230 cm, Papiercollage

Das Artistduo Leonid Keller stellt sich in ihrer Collage „Kennst Du die Zukunft“ die Frage: Was erhalten wir aufrecht und was verändern wir von Grund auf in extremen Situationen?

Kennst du die Zukunft, 2020, 38,5 x 133,5 x 7,5 cm, Sprühlack auf Glas, 3 offene Bildbände & 30 x 40 cm, Radierer auf Buchseite

3. Preis

In diesem Jahr haben wir nicht nur zwei zweite, sondern auch drei dritte Plätze. 500 € gehen an die Künstler*innen Elisabeth Jakobi mit ihrer Arbeit „Angst fressen Seele auf“, an Emika Sekine mit der Collage „In den vertikalen und horizontalen Zeiten“ und Veronika Günther für ihre Serie „Stillleben“.

Die aktuelle Pandemie hat eine neue Konfliktlinie aufgeworfen. Was treibt tausende Menschen dazu, durch die Straßen von Berlin zu ziehen und das Virus zu leugnen? Kann man sie als dumm abstempeln? Es ist leicht, eine Maske aufzuziehen und sich als sozial zu empfinden. Viel schwerer ist es, trotz Abstand die Nähe nicht zu verlieren. Davon erzählt die Arbeit „Angst fressen Seele auf“ von Elisabeth Jakobi.

Angst fressen Seele auf #1, 2020, 84,1 x 118,9 cm

Die Collage „In den vertikalen und horizontalen Zeiten“ vvon Emika Sekine besteht aus einem verpixelten Gemälde von Pieter Bruegel der Ältere und einem Kreuzworträtsel. Die zwei Aspekte der Collage fordern dazu auf, unseren Fokus und unsere Perspektive zwischen dem Detail und dem Gesamtüberblick mehrmals hin und her springen zu lassen und zu wechseln, analog zur Flut an Information und der Schwierigkeit sich vorzustellen was in der Realität passiert.

In den vertikalen und horizontalen Zeiten, 2020, 140 x 100 cm

Zeitgenössischer Hausmüll verbindet sich mit kostbarem Hausrat aus dem 17. Jahrhundert. Das ist Veronika Günthers Serie „Stillleben“. Die Auswüchse von Europas Eitelkeit, Verblendung, Selbstsucht und Maßlosigkeit haben zu einer kaputten, vermüllten Welt geführt. Und wer räumt jetzt auf? 

Stillleben, 2017, C-Prints, Serie

Foto als Waffe -Preis

1. Preis

Den ersten Preis in der Kategorie Foto und 2000 € gehen in diesem Jahr an Patrick Lohse. Mit seiner Bild-Serie „3x4m“ aus dem Werkzyklus „Modus“ beschäftigt er sich mit der Architektur moderner Hafträume.

2. Preis

Der geteilte zweite Platz geht an Melanie Hübner und Nikita Teryoshins. Beide erhalten jeweils 1000 €.

Die Serie von Melanie Hübner trägt den Namen „Paradise Lost“. Hier hat der Mensch das Paradise verlassen, taucht nicht mehr auf  und lässt stattdessen die Maschinen verwalten.

Nikita Teryoshins preisgekrönte Arbeit heißt „Nothing Personal – the back office of war“. Sie setzt sich mit der „sauberen“ Rüstungsindustrie auseinander.

 

3. Preis

Den dritten Preis und jeweils 500 € bekommen das Team Raisa Galofre und Marvin Systermans und die Fotograf*in Natalia Kepesz.
Natalia Kepesz reist mit ihrer Bildserie zurück in ihren Herkunftsort Goldberg(Złotoryja) in Zeiten der Pandemie.

Auch Raisa Galofre und Marvin Systermans sind für ihre Fotoserie „Echando Pa’lante“ gereist, nach Barranquilla. Sie zeigen Strassenverkäufer*innen während des Lockdowns in Kolumbien.