Preisträger*innen des Kunstwettbewerbs 2019

11. September 2019

Zum vierten Mal findet unser Kunstwettbewerb in den drei Kategorien Foto, Film und Collage statt. Er stand in diesem Jahr unter dem Motto Oft ist die Zukunft schon da, ehe wir ihr gewachsen sind. Wir präsentieren an dieser Stelle die Preisträger*innen mit ihren Arbeiten.

Über 200 Einsendungen erreichten uns, aus denen die drei Jurys jeweils ihre Favoriten auswählen und das Preisgeld vergeben konnten. Alle Arbeiten sind vom 1. Oktober bis zum 31. Oktober 2019 im Foyer des FMP1 zu sehen. Die Ausstellungseröffnung mit feierlicher Preisverleihung findet ebenfalls am 1. Oktober 2019, um 19 Uhr, im Münzenbergsaal statt.

 

Erobert den Film -Preis

1. Preis

Der erste Preis in der Kategorie Film geht in diesem Jahr an Andreas Boschmann und Olga Kosanovic. Beide bekommen ein Preisgeld von 1.500€.

Die Dokumentation DOMASHNEE VIDEO / MY HOME VIDEO von Andreas Boschmann erzählt seine Familiengeschichte. Nach 20 Jahren finden er und seine Schwester Vanessa eine Videokassette. Es ist das einzige was von den verstorbenen Eltern geblieben ist. Aufgewachsen bei den Großeltern wird nun klar, dass der Verlust der Eltern nie ein Thema war. Das Videomaterial wird zum Ausgangspunkt für eine Reise in die Gefühlswelt der Geschwister, die sich als sehr unterschiedlich herausstellt – auch wenn beide die gleichen Menschen verloren haben.

(Andreas Boschmann, Domashnee Video / My home Video, 1:28 min, Trailer)

 

Auch VALENTIN ist eine Dokumentation über familiäre Verhältnisse. Olga Kosanovic begleitet ihren 15 jährigen jüngeren Bruder durch die Ungewissheiten der Pubertät. Es entsteht ein Portrait über das Jugendlichsein, familiären Druck und eine unklare Zukunftsperspektive.

(Olga Kosanovic, Valentin, 0:35 min, Trailer)

2. Preis

1000€ gehen an Yana Ugrekhelidze mit ihrem Film ARMED LULLABY. Der Animationsfilm zeigt vier Fluchtwege, die Tausende 1993 genommen haben, um vor dem Sochumi-Massaker zu fliehen. Eindrücklich werden die Grausamkeiten von Krieg, Flucht, Tod und fehlender Geborgenheit dargestellt, aus der Perspektive von Kindern.

(Yana Ugrekhelidze, Armed Lullaby, 0:23 min, Trailer)

3. Preis

Den dritten Platz und 600€ erhält Azim F. Becker für seine Arbeit KESAMARATAAN. Eine Person, zwei Schatten, ein Dialog zu dritt, der vielleicht doch nur ein Monolog ist. Auf den Rücken der realen Person steht auf malaysisch Kesamarataan, Gleichberechtigung. Es ist eine Referenz auf den Sultan von Brunei, der Homosexualität mit dem Tod durch Steinigung bestrafen lässt.

(Azim F. Becker, KESAMARATAAN, 0:23 min, Trailer)

4. Preis

Luise Schröder bekommt für ihren Film UNAMERICA 400€ von der Jury. Mitten im steinigen Gebirge von Kalifornien steht das Manzanar War Relocation Center, ehemaliges Internierungslager für japanisch-stämmige US-Amerikaner*innen während des 2. Weltkriegs. Als Denkmal dient es nicht nur als Ort der Erinnerung, sondern wird zum zentralen Punkt verschiedener migrantischer Communities und ihren Ausgrenzungserfahrungen durch die Mehrheitsgesellschaft.

(Luise Schröder , Unamerica, 5:41 min, Trailer)

 

Nehmt Zeitungen, nehmt Scheren -Preis

1. Preis

Gewinner unseres Collagewettbewerbs ist Viktor Petrov. Er erhält 2000€ für seine Arbeit Imagine AK-47. Darin zerlegt er das Papiermodell einer Waffe in seine Einzelteile, scannt sie und organisiert sie neu. Es entsteht eine zeichnerische Form von Gewalt, die sonst nur in abgesteckten Bereichen der Realität wahrnehmbar ist.

Imagine AK-47“, 2018, 300 x 150 cm, Kohlepapier auf Fabriano-Papier

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Preis

Victoria Hohmann gewinnt mit ihrer Arbeit Rosige Aussichten 1500€. Die Doppelcollage verrät einen negativen Blick auf die Gegenwart, ein Zustand der einem nicht blühenden Wald gleicht und fordert zum Standpunkt einnehmen auf.

„Rosige Aussichten“, 2017

 

 

 

 

 

 

 

3. Preis

Das Preisgeld von 1000€ geht an Katalin Kortmann Jarray und ihr Werk Installation. Sie ist eine Hommage an die Kurzgeschichte The Brick Moon von Edward Everett Hale. Sie erzählt die fiktive Kolonisierung des Weltraums, mit paradiesischen Lebensbedingungen. Damit tritt die Arbeit den Gegensatz zum Hier und Jetzt an, wo das Ende der menschlichen Zivilisation realistischer denn je ist.

Installation, 2018/2019

 

 

 

 

 

 

 

 

4. Preis

Nora Mesaros erzählt mit ihrer Arbeit Houses for sale die Geschichte einer kleinen Stadt in Ostserbien. Dort stehen unvollendete, verlassene Häuser; verlassen aus wirtschaftlichem Zwang oder grundlegender Unzufriedenheit. Um die schwierige Situation im Dorf zu verbergen wird alles Störende entfernt oder weiß überstrichen. Nora Mesaros erhält hierfür 500€.

Houses for sale, 2018, je 6 x 8.5 cm, acrylic

 

 

 

 

 

 

 

Foto als Waffe -Preis

1.Preis

Den ersten Preis in der Kategorie Foto und 2000€ erhält in diesem Jahr Hannes Jung. The Wolf Is Present erzählt vom Umgang der Menschen mit dem zurückgekehrten Wolf. Dabei steht der Wolf nicht nur für ein Tier, sondern für eine Veränderung in der Gesellschaft, etwa durch Globalisierung oder Landflucht, die den Menschen Angst macht.

 

2. Preis

Den geteilten zweiten Platz auf dem Siegertreppchen nehmen Andy Happel und Annemie Martin ein. Beide erhalten 1250€.

Andy Happel dokumentiert in seiner Arbeit China Youth die Vielfalt und Diversität junger Chines*innen. In einer Gesellschaft, die sich wie kaum eine andere so rapide ändert, brechen alte Strukturen auf, bilden sich neue Bedürfnisse heraus. Sie hinterfragen das tradierte Bild Chinas mit seinem Leistungsdruck, seiner Karrierevorstellung und frühen Familienplanung und fordern Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung.

Die Fotoserie Chemnitz – Stadt der Moderne von Annemie Martin beschreibt die gegenteiligen Entwicklung. Chemnitz, die älteste Stadt Deutschlands, geprägt von Abwanderung und Betonwüsten, strahlt Bedrohlichkeit aus und keine Wärme. Dennoch wohnt in ihr das Ambivalente, das eine positive und negative Zukunftsentwicklung möglich erscheinen lässt.

3. Preis

Jan A. Staiger und Daniel Niedermeier bekommen für ihre Serie simili modo ein Preisgeld von 500€. Die Fotos zeigen, Orte die Labore sind. Auf ihnen wird unter künstlichen Bedingungen getestet. Am Ende steht die Optimierung im Kleinen und in der Gesellschaft.