Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so

Anlässlich des 120. Geburtstags von Bertolt Brecht, einem der einflussreichsten Lyriker, Dramatiker und Theoretiker des 20. Jahrhunderts, zeigen wir die Installation „Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so“. Vom 19. Februar bis zum 16. April 2018 sind Textpassage, Bild- und Tonaufnahmen am fmp1 zu sehen.

Ein guter Mensch sein? Ja, wer wär’s nicht gern?
Doch leider sind auf diesem Sterne eben
die Mittel kärglich und die Menschen roh.
Wer möchte nicht in Fried’n und Eintracht leben?
Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so!
Es ist diese berühmte Passage aus Brechts „Dreigroschenoper“, die der Ausstellung ihren Titel gibt. Der Dichter mit der „Wut des Herzens“ und der „Klarheit des Kopfs“ prangert die ungerechten gesellschaftlichen Verhältnisse an, die Ungleichheit erst produzieren. Diese Unzufriedenheit mit dem Bestehenden, dieses Aufbegehren findet sich in vielen Stücken wieder. Freilich bleibt es nicht beim reinen Aufbegehren, denn die Verhältnisse, sie sind veränderbar.

 

Im Film „Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?“ für den Brecht, mit Ernst Ottwalt und Slatan Dudow, das Drehbuch schrieb,wird dies deutlich. In der berühmten S-Bahn-Szene debattieren Arbeite mit Bürgerlichen und Wohlhabenden über die Weltwirtschaftskrise. Sehr schnell stellen sie fest, dass nur sie sich aus ihren Verhältnissen befreien können. Der Film endet mit Hanns Eislers „Solidaritätslied“. Vertrieben wurde die Produktion damals von Münzenbergs Prometheus Film.

 

Das Brecht auch nach 120 Jahren noch aktuell ist zeigt sein Stück „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“, das derzeit im Cottbuser Staatstheater aufgeführt wird. Es ist eine Parabel auf die 1930er Jahre, mit Arturo Ui als Mischung aus Gangsterboss und Adolf Hitler, die auch Parallelen zum heutigen Rechtspopulismus eines Höcke und Orban zuließe.

Da die Verhältnisse aber immer wieder änderbar sind, schließt die Ausstellung mit Brechts hoffnungsvollem Gedicht „An die Nachgeborenen“:

 

Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.