Der Erste Weltkrieg erschüttert Willi Münzenberg

28. Juli 1914
chronik  

Mit der Kriegserklärung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie gegen das Königreich Serbien beginnt der Erste Weltkrieg. Diese „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts (George F. Kennan) erschüttert auch den mittlerweile 25-jährigen MÜNZENBERG. Führte er in der schweizer Jugendbewegung zunächst ein bohémehaftes Leben mit sozialistischem Flair, so wird er nun zum radikalen Sprecher gegen den „kapitalistischen Krieg“. Mit leidenschaftlichem Internationalismus argumentiert er gegen die sozialdemokratische Burgfriedenspolitik. Unter seiner Leitung entwickelt sich die Schweizer Jugendorganisation, nach Einschätzung seiner späteren Lebensgefährtin Babette GROSS:

„(…) aus einer relativ kleinen, nur dürftig organisierten, lediglich durch gelegentliche, eher aus jugendlichem Übermut als aus politischem Radikalismus gespeiste Meutereien auffallenden Jugendgruppe zu einer straff gelenkten, politisch aufgeklärten und gründlich durchorganisierten Jugendbewegung (…), zu einem Faktor, mit dem man im politischen Leben des Landes zu rechnen hatte.“

Die Tätigkeiten als Jugendsekretär füllen ihn vollständig aus. MÜNZENBERG besucht über 300 Sitzungen pro Jahr, erledigt für das Sekretariat wöchentlich Hunderte Korrespondenzen, hält Referate und redigiert die Zeitschriften der Organisation.