Auf den Spuren von Willi Münzenberg – Zeitungsverleger und Aktivist für eine linke Gegenöffentlichkeit

14. August 2014, 17:30
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Willi Münzenberg, der nie ein eigenes Bankkonto besaß, war der einflussreichste linke Zeitungsverleger der Weimarer Republik. Seine Publikationen, vor allem die „Arbeiter-Illustrierte-Zeitung“ (AIZ), setzten neue Standards mit ihrer für Jeden zugänglichen Sprache und Fotomontagen. Neben seinem Mandat als Reichstagsabgeordneter für die KPD organisierte er als Generalsekretär der Internationalen Arbeiter Hilfe (IAH) Unterstützung für die hungernde Bevölkerung Russlands, initiierte Solidaritätskongresse gegen Kolonialismus und Imperialismus und förderte den Zusammenhalt der streikenden Arbeiter Deutschlands. Er war Motor der linken Filmproduktion und verstand es wie kein anderer bedeutende Intellektuellen, Künstler und Wissenschaftler für seine Kampagnen einzubinden. 1933 floh er vor den Nazis nach Frankreich und kämpfte im Exil für die Volksfront gegen den Faschismus. Aus Protest gegen Stalin verließ er 1939 die KPD und verstarb ein Jahr später unter ungeklärten Umständen.

Auf den Spuren von Willi Münzenberg, Foto: Mathias NehlsAnlässlich seines 125. Geburtstages begaben wir uns auf die wichtigen Stationen seinen Lebens und Wirkens in Berlin. Etwa 20 Menschen folgten dem Aufruf und trafen sich am U-Bahnhof Bundestag. Im neuen Regierungsviertel ist heute nicht mehr viel zu sehen vom geschäftigen Treiben um das alte Reichstagsgebäude. Auch das Wohnhaus des linken Sexualforscher Magnus Hirschfeld, bei dem Münzenberg unterschlüpf fand, gab es nur auf Bildern zu sehen. Dafür erfuhren die Teilnehmenden von Münzenbergs bewegtem Leben.

Die nächste Station war das nah gelegene Reichstagsgebäude in dem Münzenberg ab 1924 als Abgeordneter für die KPD saß. Mit dem Brand des Gebäudes 1933 musste er wie viele andere fliehen und landete auf der ersten Ausbürgerungsliste. Im Exil in Frankreich agitierte er gegen die Behauptung der Nazis, der Reichstag sei das Fanal eines kommunistischen Umsturzversuches. Er brachte das Braunbuch heraus und organisierte den Gegenprozess in London, der einzige durchschlagende propagandistische Erfolg gegen die Nazis.

Entwicklung der IAHWeiter ging es zur Russischen Botschaft, dem ehemaligen Sitz der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH). Innerhalb weniger Jahre baute Münzenberg die IAH zu einer weltumspannenden Organisation mit unzähligen Ortgruppen auf der Welt und diversen Hilfsaktionen.

Die letzte Station der Tour war die Brache Leipziger Straße/Wilhelmstraße, dem Tor zum historischen Zeitungsviertel. Hier waren die Herzstücke des münzenbergschen Medienunternehmens angesiedelt, allen voran die Tageszeitungen „Welt am Abend“ und „Berlin am Morgen“, sowie die Wochenzeitung „Arbeiter Illustrierte Zeitung“ (AIZ). Aber auch die Liga gegen Imperialismus und koloniale Unterdrücke war hier beheimatet.

Der Abend fand seinen Ausklang am Franz-Mehring-Platz 1, wo es im Innenhof Getränke und Essen gab.

Referenten

Win Windisch

Location

Treffpunkt: U-Bahnhof Bundestag, 10557 Berlin

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Den Flyer zur Veranstaltung gibt es hier.

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