Anekdoten zur Verlagsgeschichte – Jedermann sein eigener Zensor

24. April 2017

1922: John Heartfield weiß zu provozieren. Auf dem Cover des Antikriegsromans „Die drei Soldaten“ von John dos Passos montiert er drei Soldaten die Feldpost schreiben. Auf der Rückseite des Buches sind drei Gräber zu sehen. Diese direkte Art brachte ihm und dem Malik Verlag viel Ruhm, aber auch Ärger ein.

Die Rückseite des Schutzumschlags zu Upton Sinclairs Roman „Das Geld schreibt“ zeigt die Familie des Schriftsteller Emil Ludwig vor dessen Villa. Ludwig sah seine Persönlichkeitsrecht verletzt und reagierte mit einer Unterlassungsklage. Heartfield ließ darauf die Köpfe auf dem Umschlag ausstanzen. Auf die Frage, warum auch der Kopf des Hundes ausgestanzt wurde antwortete er, dass man ja nicht wisse, ob der Hund nicht auch klage.

Dem Buch Petroleum, ebenfalls von Sinclair, lag gleich ein Feigenblatt bei. Unter dem Titel „Jedermann sein eigener Zensor!“ wurde der Leser aufgefordert „Stellen, die ihm gefährlich werden könnten, im Notfall mit diesem Feigenblatt zu bedecken.“

Auch die Covergestaltung von „Alkohol“, ebenfalls von Upton Sinclair geschrieben, hatte ein gerichtliches Nachspiel. Es zeigt einen Betrunkenen, der sich an einer laternenhohen Whiskeyflasche der Marke „Black and White“ festhält. Die britische Firma James Buchanan & Co. sah ihren Ruf geschädigt und ließ die Verbreitung des Umschlags kurzerhand gerichtlich verbieten. Heartfield änderte die Gestaltung. Zu sehen war nun der Verbotstext, gedruckt auf Papier und in Form der Flasche. Die Marke war damit nicht mehr zu sehen, der Name der Firma schon. Diese wollte nun nicht mehr nur den Malik Verlag verklagen, sondern auch jede Buchhandlung, die das Buch vertrieb. Zwar versprach Herzfelde großzügig, dass er alle finanziellen Folgen tragen werde. Das Verbot des Verlages durch die Nazis kam ihm zuvor.