Gründung der Vereinigung der Arbeiter-Fotographen Deutschlands
Erfurt: Eine erste Reichsdelegiertenkonferenz von 25 Ortsgruppen führt zur Gründung der Vereinigung der Arbeiter-Fotografen Deutschlands (VdAFD). Für die VdAFD wird die Fotokamera in der Hand zur „Waffe im Klassenkampf“, um proletarische Lebenswirklichkeiten abzubilden. Einen wichtigen Impuls für die Arbeiterfotographen-Bewegung in Deutschland gab die Arbeiter-Illustrierte Zeitung (AIZ) ein Jahr zuvor am 25. März 1926, als sie mit einem Preisausschreiben auf den Mangel an proletarischen Bildagenturen hinwies:
„In den Vereinigten Staaten von Amerika, deren zeitungstechnische Entwicklung in den letzten Jahrzehnten vorbildlich für die Entwicklung der europäischen Zeitungen war, zeigt sich ein außerordentliches Anschwellen der illustrierten Blätter auf der einen und ein Rückgang der politischen Blätter auf der anderen Seite. Die Erscheinung erklärt sich aus der immer stärker werdenden Lesemüdigkeit des Publikums, die durch Überarbeitung, durch die starke Inanspruchnahme der Nerven durch den Großstadtbetrieb, durch die Mechanisierung der Arbeit hervorgerufen wird. Die bürgerliche Presse hat sich bereits auf diese Entwicklung eingestellt, und die größeren bürgerlichen Verleger verspüren heute […], daß die illustrierten Zeitungen in ihrer Auflagenziffer schnell die heutigen Tageszeitungen einholen werden. […] Bilder aus dem Proletariat sind unbekannt und werden nicht hergestellt, weil ihre Verbreitung dem Interesse der kapitalistischen Auftraggeber nicht entspricht. Diese Lücke muss ausgefüllt werden. Das schaffende Volk muß auch hier rechtzeitig auf dem Plan sein und die Entwicklung erkennen.“
Babette GROSS ist Vorstandsmitglied der VdAFD, deren Monatsschrift Der Arbeiterfotograf ebenfalls in MÜNZENBERGs Neuem Deutschen Verlag erscheint.
Erstellt am: 23.10.2013
zuletzt geändert am: 22.01.2015