Rudolf Breitscheid schreibt einen wichtigen Brief an den „lieben Freund“ Münzenberg, der diesen davon abbringen soll, nach Moskau zu fahren.
Paris: „Wie mir Erika sagte, haben Sie in Moskau zur Bedingung gemacht, dass Sie bis April wieder in Paris sein koennten. Nehmen wir an, diese Bedingung wird akzeptiert, nehmen wir an, sie wird sogar erfüllt und Sie koennen in irgendeiner Form als Vertrauensmann des Z.K. oder der Komintern wieder eine Taetigkeit in Westeuropa aufnehmen. In welcher Situation werden Sie sich dann befinden?
Die Antwort ist klar: Sie kehren mit gebrochenen Flügeln zurück. Sie werden sich zur Innehaltung der in Moskau zur Zeit massgebenden Linie verpflichtet haben, aber die leitenden Persoenlichkeiten Ihrer Partei werden Sie trotzdem mit Misstrauen betrachten, und ebenso wird das Vertrauen der Nichtkommunisten schwer erschuettert sein. Ein Versuch, die Volksfront unter Ihrer Führung zu erneuern, waere von vornherein zum Scheitern verurteil. Sie waeren nicht mehr der, der Sie 1936/1937 gewesen sind, und Nicht-Kommunisten mit einem einigermassen ins Gewicht fallenden politischen Namen wuerden sich unbedingt fernhalten.
(…) Ich bitte Sie dringend, das alles zu bedenken, ehe Sie Ihre Fahrt antreten.“
(Sonderarchiv Moskau, publ. in: Kemper, S. 238f.)
Erstellt am: 4.08.2014
zuletzt geändert am: 18.11.2015
