Beschäftigung in der Schuhfabrik Lingel

1904
chronik  

Erfurt: Als ungelernter Arbeiter nimmt er eine Beschäftigung in der Schuhfabrik Lingel auf, einer der größten Fabriken der Stadt. MÜNZENBERG fängt als Leistensortierer an und erinnert sich, die ersten Jahre dort wie in einem „Dämmerzustand“ verbracht zu haben:

„(…) ein Tag reiht sich in gleicher Eintönigkeit und im gleichen Grau an den anderen. Am Morgen haste ich in Gemeinschaft mit vielen hunderten nach der Fabrik, am Abend müde nach Hause. Nie kommt mir der Gedanke, ja ich glaube, sogar nie der Wunsch, dass es anders sein könnte, einmal anders werden. Ich sehe weder Frühling, Sommer, Herbst, noch Winter, weder grüne Bäume, noch welkes Laub, höre kein Vogelsang, geschweige Musik oder Konzert. Ich bin gefühls- und empfindungslos gleich den Maschinen geworden, die in der Fabrik sausen und stampfen. Meine Welt ist mein Arbeitsplatz.“